Rede

Eine Information der Initiative Stadtkultur Krefeld
Siegfried Gronert, Harald Hullmann, Thomas Müller


Rede zur Verleihung des Preises für bürgerschaftliche Civilcourage 2019
durch die FDP am 6. Januar 2019 in der Krefelder Kulisse
Siegfried Gronert

Sehr geehrter Herr Heitmann, sehr geehrte Damen und Herren,
wir sagen zunächst einmal Dank für die Anerkennung, die mit dem Preis für bürgerschaftliche Civilcourage, verliehen durch die Krefelder FDP, verbunden ist. Freundlicherweise haben Sie in Ihrer Laudatio selbst angesprochen, dass auch bei der FDP der Denkmalwert der Krefelder Wälle eine Zeitlang nicht so präsent war wie es durch die heutige Ehrung erscheint. Daher fühlen wir uns nun durch die Verleihung des Preises umso mehr in unseren Aktivitäten bestätigt, anlässlich des Bauhaus-Centenariums 2019 auf die vielfältigen Verbindungen hinzuweisen, die zu dem vor genau 200 Jahren in Krefeld entstandenen Rechteck der vier Wälle bestehen: wirtschaftlich und gestalterisch. Natürlich wissen Politik und Verwaltung um das historisch wertvolle Rechteck im Zentrum ihrer Stadt. Aber offensichtlich wird im politischen Alltag meist nur konsterniert registriert, dass dieser Schatz droht, im fließenden Verkehr der Pkws, Busse und Bahnen, mit den Parkplätzen, den teilweise ungepflegten Grünflächen und scheinbar willkürlich platzierten Elektrokästen, mit einem völlig unbrauchbaren Pavillon auf dem Ostwall und einem gefährlich eingezäunten Kinderspielplatz auf dem Südwall sowie mit den vielen leerstehenden Läden und sozialen Umbrüchen unterzugehen. Dabei gibt es im historischen Rechteck der Krefelder Wälle mit der vorhandenen und rekonstruierten historischen Randbebauung genügend Beispiele und Ansätze zu einer gelungenen und nachhaltigen Pflege und Erneuerung. Die aktuellen Baustellen dort zeugen von den ersten Maßnahmen der Stadt.
Seit 2012 machen wir durch politische Gespräche mit allen bürgerlichen Parteien sowie im Kultur- und Denkmalausschuss auf diese Defizite aufmerksam. Wir präsentieren unsere Initiative hier zu Dritt, aber in den vergangenen Jahren haben in der Initiative zeitweise weitere Persönlichkeiten mitgearbeitet, die in der Krefelder Kulturszene nicht unbekannt sein dürften: die Stadtplanerin und ehemalige Baubürgermeisterin Ulla Schreiber, Prof. Nicolas Beucker von der Hochschule Niederrhein, die Krefelder Künstlerin Monika Nelles und der ehemalige Galerist und Journalist Dieter Peschken. Unser erstes und allgemeinstes Ziel ist es, das kulturelle Bewusstsein in Krefeld zu stärken, um eine lebendige und reflektierte Diskussion über die hiesige Stadtkultur in Gang zu bringen. Dabei besteht die Strategie der Initiativgruppe darin, auf einzelne neuralgische Punkte in Krefeld hinzuweisen, die von den politischen und kulturellen Systemen nicht ausreichend beachtet oder gar vernachlässigt werden. Aus den öffentlich gemachten Auseinandersetzungen mit den neuralgischen Punkten soll Aufmerksamkeit für stadtkulturelle Fragen entstehen. Wir engagieren uns damit bürgerschaftlich im besten Sinne des Wortes.

Der erste neuralgische Punkt, an dem sich 2012 tatsächlich auch die Gründung unserer Initiative kristallisiert hat, war die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums, die sich von vielen Querelen begleitet von 2012 bis 2016 scheinbar endlos lange hinzog. Man hat diese Querelen wesentlich darauf zurückgeführt, dass das Museum nach dem Krieg von seinem langjährigen Leiter Paul Wember zu einem internationalen Museum zwei Nummern zu groß für die Stadt geformt worden sei. Das hieße folglich auch: zu groß für die Krefelder Politik. Wir meinen dagegen: es besteht auf der politischen Seite noch Hoffnung auf Wachstum. Mittlerweile steht verbunden mit dem Karlsplatz am Museum, jetzt teilweise Joseph-Beuys-Platz, die nachhaltige Denkmalpflege und stadtgestalterische Erneuerung der Krefelder Wälle im Zentrum unserer Aktivitäten. Auch vom Rheinischen Landesamt für Denkmalpflege wird seit genau 25 Jahren eine Denkmalbereichssatzung mit den Worten angemahnt: „Der Grundriß der Innenstadt von Krefeld ist in seiner Gesamtstruktur ein anschauliches Abbild der Geschichte der Stadt Krefeld. Er ist von herausragender, im Rheinland einzigartiger historischer Bedeutung und daher insgesamt erhaltenswert.“ Leider verhallte die Aufforderung des Landesamtes ohne nennenswerte Reaktion. Nicht zuletzt auch durch unsere Bemühungen ist nun eine Denkmalsbereichssatzung für den Bereich der Krefelder Wälle und seine Randbebauung auf der politischen Tagesordnung in Krefeld angelangt. Übrigens haben wir durch Gespräche mit dem Landesamt darauf eingewirkt, dass die ursprüngliche Forderung einer Denkmalbereichssatzung für die gesamte Innenstadt zugunsten einer Konzentration auf Wälle und Randbebauung aufgegeben wurde. Das erscheint uns als wichtiger Schritt auf einem praktikablen Weg, der von der Stadt nun beschritten werden sollte.

Im Anschluss informierte Thomas Müller über die Aktivitäten der Initiative, anschließend Prof. Harald Hullmann über mögliche Maßnahmen.